Reformpläne für die Bahn: Auf neue Gleise

Veröffentlicht von nwt-devjun am

Quelle: Süddeutsche Zeitung | 28.12.2020

Noch kurz vor Weihnachten wollte die Bahn Vertrauen schaffen. Vorstand Ronald Pofalla zählte Mitte Dezember noch auf, was der Konzern so alles tut, um Corona-Sicherheit für Reisende zu schaffen: Abstandsmarkierungen auf dem Boden, desinfizierender Speziallack an Schaltern, jeden Tag 25 000 Durchsagen mit Pandemie-Regeln. Doch die Züge blieben leer, oft war nur jeder fünfte Platz besetzt. Die Folge: Ein finanzielles Debakel für die Bahn, die gerade eigentlich zum Verkehrsmittel des Jahrzehnts werden soll. Doch wegen der Pandemie sinken die Einnahmen drastisch. Vom „schlechtesten Szenario“ spricht inzwischen auch das Bundesverkehrsministerium.

Der Druck wächst in diesen Wochen auch deshalb, den Kurs der Bahn zu ändern. Denn Anspruch und Wirklichkeit klafften schon vor der Pandemie weit auseinander. Der größte deutsche Staatskonzern soll eigentlich in das eigene Wachstum investieren. Immer neue Finanzlücken aber sorgen für immer neue Rückschläge. Während sich die große Koalition bislang jedoch nicht auf eine Reform einigen kann, legt nun die Opposition einen Plan vor. Auf 25 Seiten skizziert die Grünen-Bundestagsfraktion, wie die Bahn-Zukunft aussehen soll. Das Papier, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt, dürfte bei der Bahn und im Verkehrsministerium für gewaltige Unruhe sorgen.

Denn neun Monate vor der Bundestagswahl machen die Grünen klar, dass sie bei der Bahn kaum einen Stein auf dem anderen lassen wollen. Sie soll mit insgesamt rund 170 Milliarden Euro bis ins kommende Jahrzehnt zwar noch mehr Geld bekommen als von der Bundesregierung geplant (gut 150 Milliarden Euro). Aber sie soll auch deutlich mehr liefern: Mehr Fernzüge zwischen mehr Großstädten etwa, 3000 Kilometer an wiederbelebten Trassen und die Sanierung von 5700 Bahnhöfen. Und selbst das ist nur ein Teil des Grünen-Plans. Das Ziel: Nach der Pandemie soll der Verkehr auf der Schiene rasant wachsen. Der Anteil der Bahn am Personenverkehr soll sich bis 2030 auf 20 Prozent verdoppeln, der des Güterverkehrs von 19 auf 30 Prozent wachsen.[…]

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Der Fraktionsbeschluss vom 15.12.2020, auf den sich der Artikel bezieht, kann hier im vollen Wortlaut eingesehen werden.

Kategorien: Aktuelles