Kleine Anfrage im Bundestag zeigt: MDV wird durch Ausbau langsamer

Veröffentlicht von nwt-devjun am

Die Antworten der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN zeigen Fehlentwicklungen bei den Planungen zum weiteren Ausbau der Mitte-Deutschland-Verbindung (MDV) und Handlungsbedarf. Neben der ungeklärten Frage der Finanzierung der vollständigen Zweigleisigkeit zwischen Jena und Gera (vgl. Meldung des MDR vom 4.8.) wird deutlich, dass der bisher geplante Ausbau die Fahrzeit zwischen Weimar und Gößnitz nicht verkürzen, sondern sogar verlängern wird.

Ursache ist der Entfall der heute im schnellen Regionalverkehr eingesetzten Neigetechnik, die entsprechend ausgerüsteten Zügen eine höhere Fahrgeschwindigkeit erlaubt. Planmäßig sollen nämlich zukünftig Züge ohne Neigetechnik zum Einsatz kommen, die die Strecke nur mit geringerer Geschwindigkeit befahren können. Um den Geschwindigkeitsnachteil auszugleichen, wäre ein Ausbau der Strecke für höhere konventionelle Geschwindigkeiten notwendig, der bisher jedoch nur unzureichend vorgesehen ist: die in der Vorplanung untersuchten Maßnahmen kompensieren nur 3-4 Minuten der um insgesamt 9 Minuten langsameren Fahrzeit.

In der Begründung verweist die Bundesregierung auf den Zielfahrplan zum Deutschlandtakt, aus dem keine Notwendigkeit einer Fahrzeitverkürzung abzuleiten sei. Hier rächt sich das unambitionierte Verhalten des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft im Zuge der Konsultationsgespräche zum Deutschlandtakt. Wo der Freistaat keine ehrgeizigen Ziele verfolgt und schnelle Verkehre anmeldet, wird der Bund eben auch nicht investieren.

Mit dieser Politik kommen Jena und Ostthüringen nicht aus dem verkehrlichen Abseits, das durch die ICE-Neubaustrecke über Erfurt entstanden ist und für das Thüringen – nebenbei bemerkt – in der Vergangenheit auch sehr viel (Förder-)Geld eingesetzt hat. Es ist jetzt an der Thüringer Landesregierung, endlich ernst zu machen mit dem Versprechen der Wiederanbindung Ostthüringens. Die MDV und der IC-Knoten Jena müssen Chefsache werden. Bis zum Jahresende muss die DB die Zusage zum Fortführen der Planung in der vollständig zweigleisigen Variante bis Gera erhalten, in der weiteren Planung müssen zusätzliche geschwindigkeitserhöhende Maßnahmen untersucht werden und Thüringen muss sich auf Bundesebene zum Betriebskonzept für den IC-Knoten Jena bekennen, damit dieser in der nächsten Iteration des Zielfahrplans für den Deutschlandtakt berücksichtigt wird.

Vollständiger Text der Kleinen Anfrage

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