Eisenbahn-Bundesamt untersagt drastische Kürzung der Bahnsteige in Jena

Veröffentlicht von nwt-devjun am

Wichtiger Etappensieg im Kampf um Fernverkehrshalt Jena

Das Eisenbahn-Bundesamt hat im Rahmen des Planfeststellungsbeschlusses für den weiteren Ausbau der Mitte-Deutschland-Verbindung (MDV) die für die Bahnhöfe Jena West und Jena-Göschwitz vorgesehene drastische Verkürzung der Bahnsteige untersagt. Die Deutsche Bahn AG (DB) hatte geplant, die Bahnsteige dieser Bahnhöfe von heute rund 300 Metern auf 170 Meter zurückzubauen. Diese Kürzung hätte zur Folge gehabt, dass auf der MDV in Jena nur noch Züge des Nahverkehrs halten können. Für die nahezu gesamte Fernverkehrsflotte der DB sowie längere Sonderzüge wären die Bahnsteige zu kurz gewesen. Auch eine Verlängerung der in der Hauptlastzeit regelmäßig überfüllten Regionalexpresse wäre nicht mehr möglich gewesen.

Das Bündnis „Fernverkehr für Jena“ hatte nach Bekanntwerden der Planung öffentlich auf den geplanten Rückbau und dessen negative Auswirkungen für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Jena aufmerksam gemacht. In der Folge gingen 34 Einwendungen beim Eisenbahnbundesamt ein, die die starke Betroffenheit der Region und ihrer Bürger zeigen. Besonders bemerkenswert ist, dass die Stadt Jena dabei auch von Kommunen und Einrichtungen entlang der Strecke unterstützt wurde, so z.B. den Städten Gera und Weimar, den Universitäten und Hochschulen in Zwickau und Weimar, der IHK und dem Landesverwaltungsamt.

Keine Unterstützung bekam das Bündnis von CDU-Verkehrsminister Carius, der im Gegenteil sogar noch in der letzten Woche in einem Brief an den Jenaer Stadtrat die geplanten Bahnsteigverkleinerungen verteidigte.

„Wir freuen uns sehr über die Entscheidung des Eisenbahn-Bundesamtes,“ so Wolfgang Meyer, Kopf des Bündnisses. „Wir danken allen, die mitgeholfen und ihre Stimme erhoben haben. Gemeinsam haben wir verhindert, dass Steuermittel dafür verwendet werden, einen kurzsichtigen, volkswirtschaftlich unsinnigen Rückbau vorhandener Infrastruktur zu betreiben und damit neue Infrastrukturbarrieren zu schaffen, die zukünftigen Fernverkehr auf der MDV über Jena erschweren.“

Bündnis legt weiterhin Schwerpunkt auf Angebotsplanung für die Saalbahn ab Inbetriebnahme der ICE-Neubaustrecke über Erfurt

Bisher ist bekannt, dass sich die DB nur noch zwei ICE-Zugpaare in sogenannter Tagesrandlage zwischen Jena und Berlin vorstellen kann. Diese Züge hätten nur einen sehr begrenzten verkehrlichen Nutzen und wären, wie vergleichbare Fälle zeigen, als eigenwirtschaftliches Angebot vom Start weg akut einstellungsgefährdet.

Vom Thüringer Verkehrsministerium wird als Ersatz ein Expresszugsystem mit besonderem Komfort versprochen, das Jena an die ICE-Knoten Halle, Leipzig und Nürnberg anschließen soll. Dieses Konzept ist aber vor allem hinsichtlich der Fahrzeit völlig unzureichend. Richtung Nürnberg und Richtung Leipzig benötigt der Regionalexpress durch eine Vielzahl von Zwischenhalten etwa die eineinhalbfache Fahrzeit des ICE. Auch das Komfortversprechen ist fernab der Realität. Der Richtung Nürnberg bereits verkehrende Regionalexpress, der zukünftig auch die Verbindung nach Halle übernehmen soll, zeigt einen selbst für ein Regionalverkehrsprodukt unterdurchschnittlichen Komfort und ist für längere Reisen eine Zumutung, weswegen es deutschlandweit bei Fahrgästen auf deutliche Ablehnung stößt.

„Mit dieser Angebotsplanung sind wir absolut unzufrieden“, sagt Wolfgang Meyer. „Wir hoffen auf die Vernunft der Landesregierung und kämpfen darum, dass in den nächsten Monaten noch signifikante Verbesserungen erreicht werden.“

Um dies zu unterstützen, wird das Bündnis gemeinsam mit der Stadt Jena und der Friedrich-Schiller-Universität in den nächsten Tagen eine Machbarkeitsstudie vergeben. Diese soll untersuchen, welche Optionen tatsächlich für schnellen Verkehr auf der Saalbahn unter den gegebenen Rahmenbedingungen bestehen.

Das Bündnis Fernverkehr für Jena ist ein Zusammenschluss von Unternehmen, Wissenschaftseinrichtungen, Interessenverbänden und Vertretern der Verwaltung der Stadt Jena, maßgeblich initiiert von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der Fachhochschule Jena, der Carl Zeiss Jena GmbH, der Schott Jenaer Glas GmbH, der Intershop Communications AG, der Wirtschaftsförderung Jena, der IGJS, der IHK Ostthüringen, dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft, dem Deutschen Patent- und Markenamt und dem Fahrgastverband Pro Bahn. Mittlerweile wird das Bündnis von weit über 150 weiteren Unternehmen, Einrichtungen und Verbänden getragen und repräsentiert damit tausende Thüringer Arbeitsplätze in der Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung, Bürger und Fahrgäste.

Kontakt
Bündnis „Fernverkehr für Jena“
Sprecher: Wolfgang Meyer, 0175 5757070
Stellvertretende Sprecher: Dr. Klaus Bartholmé, Mihajlo Kolakovic, Wilfried Röpke

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