Bahn will Strecke zwischen Weimar und Gößnitz elektrifizieren

Veröffentlicht von nwt-devjun am

Quelle: OTZ | 06.07.2012

Gipfeltreffen in Erfurt bringt erste Ideen, wie der Landesteil nicht komplett abgekoppelt wird: Einzelne Fernzüge sollen nach Start der neuen ICE-Trasse sowohl auf der Saalbahn als auch auf der Mitte-Deutschland-Schiene rollen.

Erfurt. „Verweile doch“ steht auf dem Banner, das Mitglieder des Fernverkehrsbündnisses Weimar hochhalten. Bahnchef Rüdiger Grube stoppt, schüttelt den Demonstranten die Hände und lobt sie für ihre Kreativität. Allein: Eine Lösung bringt der Bahngipfel nicht für die Klassikerstadt, an der weiter viele ICE vorbeifahren.

Über den Tag verteilt halten aber zumindest noch 30 Fernzüge eine Summe, die Jenaer und Saalfelder ab Ende 2017 begeistern würde. Wenn die ICE-Strecke von Leipzig über Erfurt nach Nürnberg komplett in Betrieb geht, wechseln die Schnellzüge von der Saalbahn auf den Neubauabschnitt.

Präsenz beim Bahngipfel in Erfurt zeigte das Fernverkehrsbündnis von Jena dennoch nicht. „Wir waren nicht eingeladen und machen lieber Aktionen, die zielführend sind“, sagt deren Chef Wolfgang Meyer. Er arbeitet im Hintergrund, um mit dem Verkehrsministerium eine Ersatzlösung für die wegfallenden ICE zu schaffen. Und wie Minister Christian Carius gestern im OTZ-Gespräch bestätigte, ist inzwischen die Idee von integrierten Fernverkehrszügen in Erfurt angekommen.

Falls die Nachbarbundesländer mitspielen, sollen einige Fernzüge noch auf der Saalbahn rollen, aber auch für Nutzer mit Nahverkehrstickets offen stehen. Sie ersetzen einzelne Regionalexpress-Züge. Entsprechende Klauseln, deren Taktlagen zugunsten eines Fernverkehrsangebotes abzumelden, stehen in der Ausschreibung für das Elektronetz Saale-Thüringen-Südharz.

Aber das ist nicht die einzige gute Nachricht für Ostthüringen: Das Ministerium überrascht mit der Ankündigung, die Elektrifizierung der Mitte-Deutschland-Schiene mit EU-Geldern fördern zu wollen. Bis zu 70 Millionen Euro sollen helfen, das Projekt zu forcieren. Es steht zwar im Bedarfsplan des Bundes, der aber so hoffnungslos unterfinanziert ist, dass die Umsetzung auf Jahrzehnte unrealistisch erscheint.

Bis zum nächsten Frühjahr wollen Deutsche Bahn und Land nun intern prüfen. „Voraussetzung ist, dass wir uns auf eine Neuauflage des Efre-Bundesprogramms verständigen“, sagt Carius. Ob ein solcher Ausbau bis 2017 zu bewerkstelligen sei, da zuckt selbst Grube mit den Schultern.

Eine Oberleitung macht es realistischer, dass Fernverkehrszüge etwa aus dem Ruhrgebiet über Erfurt, Weimar und Jena nach Gera und Chemnitz fahren. Ansonsten müssen wie in alten Zeiten Dieselloks vorgespannt werden. Das kostet Zeit und ist ineffizient. Die Bahn verfügt zwar über reine Diesel-ICE. Die seien jedoch schon in die Jahre gekommen, so dass nur zwei Exemplare im Dienst bleiben und die anderen laut Grube als Ersatzteilspender fungieren. Die zwei Fahrzeuge kommen auf der Strecke nach Dänemark zum Einsatz, weil nur sie auf die Fähre passen. „Außerdem ist ihr Betrieb in Deutschland zu teuer. Den Diesel tanken wir immer günstiger in Dänemark“, sagt Grube.

Es gebe aber auch Bestrebungen, Hybridlokomotiven zu erwerben, die sowohl mit Strom als auch Diesel fahren. Ausprobiert werde auch, E-Loks riesige Akkus mit auf die Reise zu geben, um solche nicht elektrifizierten Abschnitte zu überbrücken. Sollte es nicht mit der Oberleitung klappen, bleiben also andere Varianten.

„Wir glauben das mit der Elektrifizierung sowieso erst, wenn das Projekt in Sack und Tüten ist“, sagt Wolfgang Meyer vom Jenaer Fernverkehrsbündnis. Er mahnte jedoch, die neuen Entwicklungen bei der Renovierung des Bahnhofes Jena-Göschwitz zu berücksichtigen. Dort sollen die Bahnsteige nur 170 Meter lang werden 210 Meter sollten es für einen Fernzug aber schon sein.

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