Zuschlag endlich erteilt: Ab 2018 neue Expresslinie Jena – Halle

Veröffentlicht von nwt-devjun am

Ein verspätetes Weihnachtsgeschenk bekommen die Jenaer von den Verkehrsministerien Sachsen-Anhalt und Thüringen: Im bereits seit 2015 laufenden Vergabeverfahren für einen Expresszug Jena – Halle wurde am 27.12.2016 endlich der Zuschlag erteilt. Die Vergabe erfolgte an die Deutsche Bahn (DB), die die Linie von Dezember 2018 bis Dezember 2023 im Zwei-Stunden-Takt mit modernisierten Doppelstockzügen bedienen wird. In Halle soll Anschluss an den ICE von und nach Berlin bestehen.

Auch wenn dieser Zug kein adäquater Ersatz für eine stündliche umsteigefreie ICE-Verbindung nach Berlin und München ist, so ist er doch – endlich – ein erster Schritt in die richtige Richtung:

  • Mit Zwischenhalten nur in Naumburg, Weißenfels und Merseburg und einer Fahrzeit von unter einer Stunde ist der Express so schnell wie der ICE. Anders als beim Franken-Thüringen-Express (FTX) nach Nürnberg und der Abellio-Linie nach Leipzig (SE15) wird hier damit zum ersten Mal auf einer Teilstrecke das vor Jahren gegebene Versprechen der Thüringer Landesregierung eingehalten, dass ein ICE-Ersatz nicht langsamer als der Fernverkehr ist.
  • In Halle sollen gute Anschlüsse an den ICE von und nach Berlin bestehen. Damit würde, anders als auf der Strecke über Leipzig, die Gesamtfahrzeit Jena – Berlin im Vergleich zum ICE etwa gleichschnell bleiben. Die von der letzten CDU-Landesregierung behaupteten Fahrzeitverkürzungen sind damit zwar nicht möglich; zumindest wird es aber auch nicht langsamer.
  • Die zum Einsatz kommenden Doppelstockwagen verfügen über Komfortmerkmale, die weitgehend denen der ab 2023 auf der Saalbahn geplanten Doppelstock-IC entsprechen und die damit deutlich komfortabler sind, als die meisten heutzutage üblichen Nahverkehrsfahrzeuge. Insbesondere die Sitze sind bequemer als die steil aufgerichteten und harten Nahverkehrssitze der FTX- und Abellio-Triebzüge. Abteiltüren und Sonnenschutzrollos gewährleisten eine ruhige und ungestörte Fahrt, große Tische und kostenloses WLAN ermöglichen das Arbeiten. Damit wird zum ersten Mal das Versprechen „fernverkehrsähnlichen Komforts“ eingehalten.

Prinzipiell besteht die Möglichkeit, dass der neue Expresszug noch über Halle hinaus bis nach Magdeburg verlängert wird. Derzeit laufen hierzu die Prüfungen. Da die auf den Erfurter ICE-Knoten fixierte Bestellpolitik der Thüringer Landesregierung zur Folge hat, dass von und nach Jena im Bahnverkehr immer öfter umgestiegen werden muss, wäre auch dies ein begrüßenswerter Fortschritt.

Die Expresszüge nach Halle stehen den ebenfalls ab 2018 geplanten Tagesrand-ICE wie auch den ab 2023 geplanten Saalbahn-IC nicht im Weg.

Unter Berücksichtigung all dessen sind die neuen Expresszüge nach Halle ein uneingeschränkt zu begrüßendes Angebot für Jena. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie nur ein erster Schritt sein können, denn sie sichern gute Fahrzeiten und Komfort nur nach Halle und nur zweistündlich nach Berlin. Insbesondere auf der für Jena wichtigen Verbindung nach Leipzig drohen mit dem Wegfall des ICE weiterhin signifikante Verschlechterungen – bleibt es bei der bisherigen Planung, wird sich auf dieser Strecke ab 2018 der Takt halbieren und die Fahrzeit veranderthalbfachen. Nicht übersehen werden darf außerdem, dass die südlich von Jena liegenden Saalbahnanrainer den neuen RE nach Halle nur mit einem Umstieg erreichen. Das Ziel für die Region muss daher weiterhin echter Fernverkehr auf der Saalbahn sein, durchgehend von Nürnberg nach Leipzig, und das vor allem: bald!

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