Ostthüringer Bahngipfel in Jena

Veröffentlicht von nwt-devjun am

Der Ostthüringer Bahngipfel in Jena hatte große Erwartungen geweckt und fand entsprechend starke mediale Beachtung. Umso größer war die Enttäuschung über das, was den Besuchern des Gipfels geboten wurde.

Bereits die Besetzung ließ nichts Gutes erahnen – Bahnchef Grube fehlte ebenso, wie Ministerpräsident Ramelow. Beide hatten im Sommer das Thema noch zur Chefsache erklärt. Sie werden jedoch gewußt haben, warum sie nicht persönlich teilnahmen, denn ihre Vertreter kamen mit leeren Händen. Die einzige, in viel Schönsprech verpackte Neuigkeit sollte wohl die nunmehr offizielle Erklärung sein, dass die neuen IC auf der Saalbahn bereits ab 2024 statt erst 2030 fahren sollen. Dies ist aber weder eine Neuigkeit, denn dieses Startjahr war bereits zum Thüringer Bahngipfel im Sommer bekannt geworden, noch ist es ein Grund zum Jubeln, denn 6 Jahre Abkoppelung vom Taktfernverkehr sind kaum weniger unbefriedigend als 12. Im Sommer hatte MP Ramelow deswegen nach dem Bahngipfel noch völlig zu Recht erklärt, er werde ein Startjahr 2023 keinesfalls akzeptieren. Nun durfte seine Verkehrsministerin erklären, man habe „hart verhandelt“ und „sei mit dem Ergebnis zufrieden“.

Überhaupt spielte Verkehrsministerin Birgit Keller die unglückliche Rolle des Tages. Sie sollte mittlerweile doch eigentlich begriffen haben, dass die Botschaft vom seeligmachenden ICE-Knoten Erfurt, dessen Vorteile man nur noch in alle Landesteile tragen müsse, in Ostthüringen wie Hohn wirkt. Man muss sich hier inzwischen nämlich gar nicht mehr fragen, ob man den zahlreichen Bahnexperten glaubt, die das Gegenteil behaupten, sondern es reicht ein Blick längst öffentlichen Fahrplan für 2016, um zu erkennen, wie sehr diese abgedroschene Floskel an der Realität verbeigeht. Ehrlicher, aber zugleich wie eine Bankrotterklärung wirkte da schon ihre Erklärung, man habe kein Geld, um alle Nachteile für Ostthüringen zu kompensieren. Das mag sein – auch in Ostthüringen werden die Diskussionen um die Neuverteilung der Regionalisierungsmittel und der starke Einsatz von MP Ramelow aufmerksam verfolgt -, aber dann wäre zumindest auch eine Erklärung zur Prioritätensetzung ihres Ministeriums angebracht. Es ist nämlich weder selbstverständlich noch selbsterklärend, warum genug Geld da ist, um weitere Regionalexpresse nach Erfurt zu bestellen, obwohl dort dann jede Menge neue schnelle ICE fahren, womit das dortige Regionalverkehrsangebot auf 30- und sogar 15-Minuten-Takte verdichtet wird, während ausgerechnet auf der für Jena so wichtigen Hauptstrecke nach Leipzig ein nebenbahnwürdiger zweistündlicher Bummelzug das einzige finanzierbare Angebot sein soll.

Soviel Ehrlichkeit und Professionalität darf man von einer Ministerin erwarten, auch wenn sie die Ursache für die Misere nicht zu vertreten hat.

Nachfolgend eine Auswahl der Berichterstattung in der regionalen Presse:

TV- und Radioberichte:

Bemerkenswert ist die mittlerweile große, überregionale Aufmerksamkeit für das Thema. Unter anderem Die Welt, der Focus und RTL berichten über den Gipfel.

Kategorien: Aktuelles