Jena: Macht die Bahn hier bald das Licht aus?

Veröffentlicht von nwt-devjun am

Quelle: Zeit Online | 17.07.2015

Jena, das ist doch die Boomtown des Ostens! Aber bald soll dort kein ICE mehr rollen. Was ist da denn los?

Die Stadt, die sich selbst so gern als das München der neuen Länder sieht, hat womöglich bald die ICE-Anbindung eines oberbayerischen Dorfes: nämlich keine mehr. Man muss nur Wolfgang Meyer treffen, den Sprecher des Bündnisses „Fernverkehr für Jena“, um zu erahnen, wie sehr das diese Stadt in Rage versetzt. Meyer, der früher in Jena ein Topmanager war, beschwört zunächst die Vergangenheit, bevor er über die Zukunft schimpft.

Vergangenheit, das sind die Nachwendejahre, in denen Jena wurde, was es ist – eine Erfolgsgeschichte des Ostens, eine Boomtown, über die alle Medien berichteten als positives Beispiel des Aufbaus Ost. „Wir haben hier ein ungewöhnliches Wachstum geschaffen“, so sagt es Meyer.

Zukunft aber, das ist die Zeit, in der in Jena kein ICE mehr halten wird, in der Jena von einer erstklassig angebundenen Wissenschaftsstadt zu einem Ort wird, den man nur noch mit langsameren Zügen erreicht. Die Zeit, vor der er, Meyer, sich fürchtet.

Meyer, muss man wissen, war bis vor wenigen Jahren, bis zu seiner Verrentung, Geschäftsführer des Glas-Riesen Schott, somit Chef eines der größten Jenaer Betriebe. Er sorgte dafür, dass das Unternehmen nicht nur die Wendewirren überlebte. Sondern auch dafür, dass es florierte. Wie auch andere Unternehmen aufblühten, Jenoptik etwa, Nachfolgeunternehmen des zweiten großen Konzerns hier, Carl Zeiss. Wegen solcher Firmen steht die Stadt bis heute prächtig da: Es gibt viel Zuzug, einen Ansturm regelrecht. Wohnungen sind knapp. Arbeitslosigkeit kennt Jena quasi nicht. Hohe Steuereinnahmen dafür schon.

Und jetzt das.

Ende 2017 soll Jena vom Highspeed-Fernverkehr abgekoppelt werden; wird dann nicht mehr an die ICE-Linie von Hamburg über Berlin und Leipzig nach München angeschlossen sein – das ist beschlossene Sache. Und es ist nicht nur dem Wirken höherer, finsterer Mächte zu verdanken, dass der ICE bald nicht mehr hier hält. Nein: Es ist die Folge eines Wunsches, der aus Thüringen selbst stammt.

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Kategorien: Aktuelles