Deutsche Bahn will wohl ab Dezember ICE über Jena streichen

Veröffentlicht von nwt-devjun am

Quelle: OTZ | 25.07.2012

Das Jenaer Bündnis für Fernverkehr sieht mit Sorge auf die Pläne der Deutschen Bahn, die offenbar schon ab Dezember die Schnellzugverbindungen durch das Saaletal ausdünnen will.

Jena. So plant die Bahn, ab Dezember den bislang täglich um 6.30 Uhr in Saalfeld eingesetzten ICE, der über Jena bis nach Berlin fährt, zu streichen. Der Schnellzug soll nicht mehr in Saalfeld übernachten und dort morgens starten, sondern erst ab Naumburg rollen.

Das ruft das Fernverkehrsbündnis aus Jena auf den Plan. Das betroffene Zugteil soll künftig an einem ICE nach München leer von Leipzig nach Naumburg mitgeschleppt werden. Nach einer Stunde Aufenthalt soll die Fahrt über Halle nach Berlin erfolgen. „Wir wollen uns dafür einsetzen, dass die Bahn das Zugteil bis Jena mitzieht und der Zug dort eingesetzt wird“, sagt Olaf Behr. Möglichkeiten, den Zug umzusetzen, bestehen in Göschwitz.

Recherchen zufolge bringt das nur Mehrkosten bei den Trassen- und Stationsgebühren von 200 Euro pro Tag. Da aber ein zusätzlicher Fahrgast, der mit nach Berlin fährt, schon 59 Euro umsetzt, könnte sich das rechnen – deutlich mehr als vier Reisende steigen in Jena zu, glaubt das Bündnis. Noch bestehe die Chance, mit Einsprüchen etwas zu erreichen, weil der endgültige Fahrplan erst in drei Wochen festgezurrt werde.

Die Mitglieder fürchten weitere Kürzungen beim Fernverkehr und damit ein Aufbrechen des Taktverkehrs. So wurde bereits bekannt, dass die Bahn einen Früh-ICE aus Augsburg nach Berlin streicht. Der hält 8.52 Uhr in Jena und steht ebenfalls hoch in der Gunst der Geschäftsreisenden. Doch es gibt eine Entwarnung: Der Zug wird voraussichtlich ab Nürnberg eingesetzt, hält dann auf dem Weg nach Berlin in Jena wie gewohnt.

Unterdessen arbeitet das Bündnis, dem sich die Jenaer Politik, Wirtschaft und Hochschulen angeschlossen haben, weiter an einer Lösung für die Zeit nach 2017. Es habe ein „sehr konstruktives“ Gespräch mit Verkehrsminister Christian Carius (CDU) gegeben. Die Jenaer übermittelten unter anderem, dass Regionalexpresszüge mit ihren häufigen Halten kein adäquater Ersatz für Fernverkehr seien. Neben täglichen Morgen- und Abendverbindungen sollte es aus Sicht der Jenaer zumindest zweimal tagsüber einen Fernverkehrszug von und nach Berlin geben.

Den neuen Vorstoß von Carius, die Mitte-Deutschland-Schiene zu elektrifizieren, begrüßt das Fernbahnbündnis. „Wir wollen darauf hinwirken, dass bei der Sanierung des Bahnhofes in Jena-Göschwitz die Bahnsteige 210 und nicht nur 170 Meter lang werden, damit Fernverkehrszüge halten können“, sagt Behr.

Kategorien: Aktuelles