Geschichte der Eisenbahn und des Fernverkehrs in Jena

Einleitung

„Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie wiederholt ihre Lehren“,

sagte einst Richard von Weizsäcker. Schon einmal, in der Mitte des 19. Jahrhunderts, war Jena die Universitätsstadt mit den ungünstigsten Verkehrsverbindungen in Deutschland. Der Initiative von Vertretern der Universität und Wirtschaft war es zu verdanken, dass ein Vierteljahrhundert später mit der Saalbahn die erste Eisenbahn nach Jena eröffnet wurde, die sich in den Jahrzehnten danach nicht nur zu einer wichtigen deutschen Nord-Süd-Magistrale entwickelte und viele berühmte Züge sah, sondern auch einen beispiellosen Aufschwung der Stadt ermöglichte. Das 1851 gegründete Jenaische Centralcomité zur Erbauung einer Thüringer Saalbahn wollte eine Eisenbahn von Großheringen durch das Saaletal zum Anschluss an die projektierte Strecke von Sonneberg nach Lichtenfels über Coburg verwirklichen. Die Vertreter dieses Komitees – vor allem die Professoren der Jenaer Universität Schleiden, Danz und Schmid – baten am 8. Juli 1852 in einem Schreiben an den Gemeinderat Jenas um Unterstützung:

… so scheinen doch über die Vortheilhaftigkeit einer solchen Bahn für die Stadt Jena noch gar manche verschiedenen Ansichten zu herrschen, welche den Fortgang des Unternehmens hemmend in den Weg treten könnten. Es bedarf keiner Auseinandersetzung von unserer Seite, um den Gemeinderath darauf hinzuweisen, wie eine solche Bahn auf unsere aufblühende Industrie von dem erfreulichsten Einfluß sein würde. Es bedarf ebenfalls keiner Ausführung, daß eine solche Bahn das jetzt isolirte – weit aus dem Verkehr des Lebens hinausgedrängte Jena wieder in den Weg der großen Weltstraßen bringen würde und so einen entscheidenden fördernden Einfluß auf das Gedeihen unserer Universität ausüben würde. Es liegen nur zu viele Beispiele vor, daß Studierende welche bei der Wahl einer Universität schon zum Theil günstig für Jena gestimmt waren, nur aus dem Grund einen anderen Ort wählten, weil, wie sie sagten, Jena außer der Welt sei und keinen erfreuenden Aufenthalt mehr darbieten könnte …

Es dauerte aber noch ein Vierteljahrhundert, ehe diese Wünsche in Erfüllung gingen.

19. Jahrhundert

  • 1. Mai 1874 Inbetriebnahme der Saalbahn von Großheringen über Jena nach Saalfeld.
  • 29. Juni 1876 Eröffnung der Weimar-Geraer Eisenbahn von Weimar über Jena nach Gera.
  • Sommer 1886 Erster Schnellzug auf der Weimar-Geraer Eisenbahn und der Saalbahn: Erfurt – Weimar – Göschwitz – Saalfeld – Probstzella – München (verkehrte bis 1888). Auf der Saalbahn verkehrten weitere Schnellzüge, aber nicht über Großheringen bzw. Saalfeld hinaus.

      Mit der Verstaatlichung der beiden Privatbahnen und der Übernahme durch Preußen im Jahr 1895 gewannen beide Eisenbahnstrecken überregionale Bedeutung und konnten für den Fernverkehr erschlossen werden. Besonders die Saalbahn war für Preußen wichtig, weil über diese so schnell wie möglich der Fernverkehr nach München geführt werden sollte. Bisher wurden diese Züge über Weißenfels – Zeitz – Gera – Saalfeld geführt. Diese Linienführung war jedoch ca. 30 km länger und die Steigungsverhältnisse ungünstiger.

      • 1. Mai 1898 Der Schnellzug Wien – Eger (Cheb) – Gera – Jena – Weimar – Cassel – Aachen verkehrt erstmals über die Weimar-Geraer Eisenbahn.
      • 1. Mai 1899 Die Verbindungsbahn Ost bei Großheringen wird in Betrieb genommen. Damit besteht ein direkter Übergang von der Saalbahn in Richtung Halle/Leipzig und umgekehrt.

          20. Jahrhundert

          • 1. Mai 1900 Das erste Schnellzugpaar D 39/40 zwischen München, Jena und Berlin verkehrt über die Saalbahn.
          • 1903 Beginn des zweigleisigen Ausbaus der Saalbahn.
          • 1911 Beginn des zweigleisigen Ausbaus der Weimar-Geraer Eisenbahn.
          • Sommer 1912 Erstmaliges Verkehren des Schnellzugpaares, später Fernschnellzugpaares 79/80 Berlin – München über die Saalbahn. Mit diesem Zugpaar begannen erste Versuche mit der Zugtelefonie in Deutschland.
          • Im Sommer 1913 verkehren bis zu vier Schnellzugpaare, die in Jena halten.
          • 1. Mai 1914 Inbetriebnahme des Hochdammes der Saalbahn in Jena; damit ist die Saalbahn und auch die gesamte Verbindung zwischen München und Berlin durchgehend zweigleisig befahrbar.
                      Foto: Sammlung Werner Drescher
                      Foto: Sammlung Werner Drescher
                      • 1. Mai 1900 Das erste Schnellzugpaar D 39/40 zwischen München, Jena und Berlin verkehrt über die Saalbahn.
                      • 1903 Beginn des zweigleisigen Ausbaus der Saalbahn.
                      • 1911 Beginn des zweigleisigen Ausbaus der Weimar-Geraer Eisenbahn.
                      • Sommer 1912 Erstmaliges Verkehren des Schnellzugpaares, später Fernschnellzugpaares 79/80 Berlin – München über die Saalbahn. Mit diesem Zugpaar begannen erste Versuche mit der Zugtelefonie in Deutschland.
                      • Im Sommer 1913 verkehren bis zu vier Schnellzugpaare, die in Jena halten.
                      • 1. Mai 1914 Inbetriebnahme des Hochdammes der Saalbahn in Jena; damit ist die Saalbahn und auch die gesamte Verbindung zwischen München und Berlin durchgehend zweigleisig befahrbar.
                                  VT 877 Fliegender Hambuger, offensichtlich auf Präsentationsfahrt im Juni 1933 in Orlamünde. Foto: Sammlung Werner Drescher
                                  • 1935 Beginn der Elektrifizierung der Saalbahn.
                                  • 15. Mai 1936 Aufnahme des Schnelltriebwagenverkehrs zwischen Berlin, Leipzig, Nürnberg und München bzw. Stuttgart.
                                  • Im Sommer 1939 verkehren täglich bis zu sechs Schnellzugpaare, drei davon als Nachtzüge, mit Halt in Jena.
                                  • 2. November 1942 Durchgehender elektrischer Zugbetrieb zwischen Nürnberg, Saalfeld, Jena und Leipzig möglich.
                                              E19 mit Schnellzug Berlin - München 1942 bei Dornburg. Foto: Sammlung Werner Drescher
                                              • 7.–9. April 1945 Bombardement von Anlagen der Saalbahn; u.a. Zerstörung des Jenaer Saalbahnhofs und des Bahnhofs in Saalfeld; Einstellung des Betriebs.
                                              • 9.-13. April 1945 Sprengung der Brücken u.a. im Hochdamm in Jena und der Brücke über Saale und Roda bei Göschwitz; damit Verkehrsunterbrechung auch der Weimar-Geraer Eisenbahn.
                                              • 16. Mai 1945 Wiederaufnahme des Betriebes auf Teilstrecken der Saalbahn.
                                              • 22. Oktober 1945 Die Saalbahn ist wieder durchgehend befahrbar.
                                              • 28. März 1946 Einstellung des elektrischen Zugbetriebes auf der Saalbahn, Abbau der Fahrleitung als Reparationsleistung an die Sowjetunion.
                                              • 1946 Abbau eines Gleises der Saalbahn und der Weimar-Geraer Eisenbahn als Reparationsleistung an die Sowjetunion.
                                              • 15. Mai 1949 Erstes D-Zug-Paar 1041/1042 zwischen Berlin und Saalfeld. Ein Fernverkehr in Richtung Süden ist durch die Grenzziehung nicht mehr möglich. Nach 1950 verkehren jedoch sogenannte „Interzonenzüge“, die auf dem Gebiet der DDR für DDR-Bürger nicht oder nur unter besonderen Bedingungen benutzbar sind. In den 50er Jahren kommt ein zweites Schnellzugpaar zwischen Saalfeld und Berlin über Jena hinzu.
                                                        Am 15. Mai 1949 wird mit Dt 96/95 (D – Schnellzug, t – Triebwagen) Dresden – Chemnitz – Gera – Jena West –Weimar - Erfurt u. z. der schnellfahrende Verkehr auf der Weimar-Geraer Bahn wieder eingeführt. Foto: Sammlung Frank Döbert
                                                        • Ab 1950 verkehren auf der Weimar-Gera-Bahn täglich drei bis vier Paar schnellfahrende Züge zwischen Görlitz, Dresden und Chemnitz über Jena nach Erfurt. Später werden einige dieser Züge in das Ruhrgebiet verlängert, sind aber nur im „Binnenverkehr“ der DDR zur uneingeschränkten Nutzung freigegeben.
                                                        • 23. September 1967 Aufnahme des elektrischen Zugbetriebes zwischen Weißenfels bzw. Großheringen und Camburg.
                                                        • 1968 Beginn des abermaligen zweigleisigen Ausbaus der Saalbahn. 1981 vollendet.
                                                        • 1970 Beginn des abermaligen zweigleisigen Ausbaus der Weimar-Geraer Eisenbahn; bis heute nicht vollendet.
                                                        • 1970 verkehren auf der Saalbahn drei und auf der Weimar-Gera-Bahn fünf Schnellzugpaare.
                                                        • Ab 1972 ist ein interessantes D-Zug-Paar (D94/93, später D903/D900) Dresden Hbf – Chemnitz Hbf – Jena West – Rudolstadt-Schwarza – Katzhütte u.z. sowohl auf der Weimar-Gera-Bahn als auch auf der Saalbahn zu sehen.
                                                        • 1973 werden die Zugnummern neu geordnet. Auf der Saalbahn verkehren D 500, D 504 und D 506 von Saalfeld nach Berlin. Von Berlin nach Saalfeld fahren D 501, D 505 und D 507. Hinzu kommt D 703 Leipzig – Jena – Saalfeld.
                                                          D 903 auf dem Weg von Dresden über Jena West nach Katzhütte. Hier am 13. April 1980 in Jena-Göschwitz. Foto: Werner Drescher
                                                          D 504 war der letzte mit einer Dampflokomotive bespannte Schnellzug Mitteleuropas. Eisenbahnfreunde aus dem In- und Ausland pilgerten bis zum 25. September 1981 zur Saalbahn, um dieses Spektakel festzuhalten. An diesem Tag entstand auch diese Aufnahme unterhalb der Dornburger Schlösser. Ab dem nächsten Tag wurde dieser Zug von einer Diesellokomotive geführt. Foto: Werner Drescher
                                                          • Der Bedarf nach Fernverkehr steigt weiter an. Erst mit dem Sommerfahrplan 1982 kann man dem mit einer fast kuriosen Leistung begegnen. Montags wird D 1502 eingelegt und verkehrt von Saalfeld über Jena Saalbahnhof nach Großheringen (Betriebshalt). Diesem Zug ist sogar ein Kurswagen aus Triptis beigestellt. In Großheringen wird dieser Zug auf den D 1552 geschoben, der von Erfurt Hbf kommt. Beide Zugteile fahren dann gemeinsam als D 1552 nach Berlin. Ab dem Fahrplan 1983 wird dieser Zug als D 502 regulär von Saalfeld über Jena und Halle (Saale) Hbf nach Berlin geführt. Damit sind es vier Schnellzugpaare, die zwischen Berlin und Saalfeld verkehren. Bis zur Wende wird sich daran nichts grundsäzliches mehr ändern.
                                                          • 9. November 1989 Öffnung der deutsch-deutschen Grenze
                                                          • 27. Mai 1990 Der erste InterRegio (IR) hält in Jena-Saalbahnhof und Saalfeld: IR 400 München – Leipzig.
                                                          • 1991 verkehren bereits 10 Fernverkehrszugpaare über die Saalbahn.
                                                          • 31. Mai 1992 Der erste Intercity (IC) hält in Jena-Saalbahnhof und Saalfeld.
                                                            Mit dieser Fahrplanperiode wird auf der Saalbahn ein zweistündiger Takt in der Hauptverkehrszeit eingeführt. Bis zu 11 Fernverkehrszugpaare fahren über die Saalbahn.
                                                            Auf der Weimar-Gera-Bahn, nun Teil der sogenannten Mitte-Deutschland-Verbindung (MDV), verkehrt dreimal täglich die IR-Linie von Aachen/Dortmund über Erfurt, Weimar, Jena West und Gera nach Chemnitz. Mit den D- und Eil-Zügen, die hier noch verkehren, sind es bis zu 10 Zugpaare am Tag, die die Weimar-Gera-Bahn befahren.
                                                          • 1994 – 1995 Wiederelektrifizierung und Umbau der Bahnhöfe Saalfeld und Rudolstadt. Porstendorf und Kahla werden Haltepunkte; Auflassung der Gütergleise.
                                                          • 28. Mai 1995 Wiederaufnahme des elektrischen Zugbetriebes auf der Saalbahn. Erste planmäßige Lok in Jena war 112 176 mit IR 2207 aus Berlin, der am 27. Mai 1995 in Jena-Saalbahnhof ankam und dort endete. Überhaupt endeten und begannen in den 90er Jahren, vor allem an den Wochenenden, Fernzüge in Jena-Saalbahnhof. Diese verkehrten nach München bzw. Karlsruhe.
                                                          • 26. September 1999 Inbetriebnahme des provisorischen Haltepunktes Jena Paradies, Fernzüge halten nicht mehr in Jena-Saalbahnhof, der bisherige Haltepunkt Jena Paradies wird stillgelegt.
                                                          • September 1999 erste Versuchsfahrten mit dem ICE-T.
                                                          Soeben im Jenaer Saalbahnhof gestartet, ist D 1681 am 3. August 1997 nach München unterwegs. Hier auf dem am 1. Mai 1914 in Betrieb genommenen und 1994 sanierten Eisenbahndamm in Jena. Foto: Werner Drescher
                                                          Zwischen 1993 und 2000 war es möglich, ohne Umsteigen von Jena bis nach Zagreb zu reisen. Hier hält EC11 „Mimara“ am 26. Mai 2000 am provisorischen Haltepunkt Jena Paradies. Foto: Werner Drescher
                                                          IR 2454 "Kurhessen" Gera - Kassel/Dortmund passiert die Kulisse der Jenaer Kernberge am 09.08.2000. Foto: Werner Drescher

                                                          21. Jahrhundert

                                                          • 30. Januar 2000 Beginn des planmäßigen Einsatzes des ICE-T, aber noch nicht mit aktiver Neigetechnik, da die Saalbahn zu dieser Zeit dafür noch nicht ertüchtigt ist.
                                                          • 28. Mai 2000 Einführung des Neigetechnik-Betriebes (abschnittsweise) mit ICE-T auf der Saalbahn.
                                                          • 1. September 2000 Schließung der Fahrkartenausgabe Jena Saalbahnhof. Damit ist der Bahnhof unbesetzt, nachdem der Bahnsteigservice bereits am 26. September 1999 zum provisorischen Halt Jena Paradies umgesetzt wurde.
                                                          • 10. Juni 2001 Einstellung des IR-Verkehrs zwischen Weimar, Jena und Gera
                                                          Januar 2000 - Der Bundespräsident Johannes Rau wurde von den Grünen eingeladen, um sich ich für die Erhaltung des IR-Verkehrs auf der Weimar-Gera-Bahn einzusetzen. In einem Sonderzug von Erfurt nach Gera sollte er sich selbst davon überzeugen. Foto: Werner Drescher
                                                          • 31. Oktober 2004 Die Saalbahn wird im Abschnitt Rothenstein – Saalfeld von der Betriebszentrale Leipzig ferngesteuert.
                                                          • 10. Dezember 2006 Einführung des Ein-Stunden-Taktes zwischen Hamburg, Berlin, Leipzig, Jena und München.
                                                          Am 17. Juni 2005 konnten 411 003 + 411 020 als ICE 1614 München - Jena - Berlin - Hamburg Altona im Bild festgehalten werden. Foto: Werner Drescher
                                                          18. Juni 2005 Mit viel Prominenz wird der neue Haltepunkt „Jena Paradies“ offiziell dem Betrieb übergeben. Den Rahmen dazu bildet 411 030 „Jena“ der als ICE 1612 München - Berlin - Hamburg Altona zum Einsatz kam. Foto: Werner Drescher
                                                          • 27. November 2011 Alle Stellwerke von Jena-Göschwitz bis nach Camburg werden stillgelegt. Die gesamte Saalbahn, ausschließlich Großheringen, wird von der Betriebszentrale Leipzig aus gesteuert.
                                                          • 18. März 2015 Das neue Fernverkehrskonzept der Deutschen Bahn AG wird vorgestellt. Es sieht für Jena zwei jeweils zweistündliche IC-Linien von Leipzig nach Karlsruhe und von Chemnitz nach Düsseldorf vor. Starttermin 2030 bzw. 2032.
                                                          • 4. Juni 2015 In der Thüringer Staatskanzlei treffen sich Bahnvorstand Grube, der Thüringer Ministerpräsident Ramelow, Infrastrukturministerin Keller, Wirtschaftsminister Tiefensee und Umweltweltministerin Anja Siegesmund zum ersten Thüringer Bahngipfel. Es werden Fachgespräche zur Frage vereinbart, wie Jena weiterhin im Fernverkehr eingebunden bleiben soll.
                                                          • 9. November 2015 Auf dem Ostthüringer Bahngipfel wird ein Vier-Punkte-Plan für Jena vorgestellt. Zwei tägliche ICE-Zugpaare sollen die Verbindung nach Berlin aufrecht erhalten und ab 2018 bzw. 2023 sollen zwei IC-Linien zwischen zwischen Gera und Düsseldorf sowie Leipzig und Karlsruhe verkehren.
                                                          • 27. November 2017  Auf dem Bahndialog Ostthüringen verkündet Verkehrsministerin Keller: „Wir brauchen neben dem ICE-Knoten in Erfurt ein Ostthüringer IC-Kreuz in Jena“.  Thüringen will Millionen-Summe für Zusatzzüge und neuen Bahnhof in Jena ausgeben.
                                                          • 9. Dezember 2017 Hunderte Jenaerinnen und Jenaer treffen sich in der Aula der Friedrich-Schiller-Universität zur Podiumsdiskussion „Abgehängt?!“. Anschließend wandern die Teilnehmer gemeinsam zum ICE-Halt Jena Paradies, um den letzten ICE mit einer künstlerischen Aktion zu verabschieden.
                                                          Flashmob und künstlerische Aktion zum Ende des ICE-Taktverkehrs am Abend des 9.12.2017. Foto: ©JenaKultur, C. Worsch.
                                                          Hunderte Jenaerinnen und Jenaer verabschieden den letzten ICE am Paradiesbahnhof. Foto: ©JenaKultur, C. Worsch
                                                          • 10. Dezember 2017 Der ICE-Taktverkehr auf der Saalbahn endet. Vom bisherigen Stundentakt verbleibt als politisches Zugeständnis ein einzelnes ICE-Zugpaar, das Jena morgens in Richtung Berlin und Hamburg verlässt und am Abend zurückkehrt. Außerdem wird ein tägliches Zugpaar der IC-Linie 61 Karlsruhe – Stuttgart – Nürnberg über Saalfeld und Jena bis Leipzig verlängert, das damit die letzte durchgehende Fernverkehrsleistung auf der Saal- und Frankenwaldbahn ist. Entgegen den jahrelangen Versprechungen der Thüringer Landespolitik werden die entfallenden ICE-Leistungen nicht durch adäquate Nahverkehrsleistungen ersetzt. Eine als „Stadtexpress“ (SE 15) bezeichnete zweistündliche Regionalbahnlinie übernimmt die Verbindung nach Leipzig. Die Fahrzeit verschlechtert sich von 60 auf fast 90 Minuten. Nach Halle wird der ebenfalls zweistündlich verkehrende schnelle RE 18 eingeführt.
                                                          • 8. März 2018 Der Lenkungskreis „IC-Knoten Ostthüringen in Jena“ nimmt seine Arbeit auf. In dem Gremium sind Vertreter der Landesregierung, der DB AG, der Stadt Jena und der benachbarten Landkreise vertreten. Es soll unter anderem den Standort für den neuen Bahnhof bestimmen.
                                                          • 9. Oktober 2018 Der Deutschland-Takt wird vorgestellt. Jena soll zwei attraktive Fernlinien bekommen: von München nach Berlin und Rostock sowie von Aachen und Köln nach Dresden.
                                                          • 9. Dezember 2018 Zum Fahrplanwechsel 2018/2019 kehrt der Fernverkehr auf die Mitte-Deutschland-Verbindung zurück. Mit 3 täglichen Zugpaaren verbindet die IC-Linie 51 Köln, Düsseldorf und Kassel mit Weimar, Jena und Gera. Weil die Mitte-Deutschland-Verbindung im Abschnitt Weimar – Gera noch immer nicht elektrifiziert ist, müssen die IC zwischen Gotha und Gera von Dieselloks gezogen werden. Das auf der Saalbahn verkehrende IC-Zugpaar Leipzig – Karlsruhe wird auf moderne Doppelstock-IC (IC 2) umgestellt. Im Nahverkehr entfällt der SE 15 zugunsten des Franken-Thüringen-Express (FTX), der alle zwei Stunden Jena und Leipzig in 65 Minuten verbindet. Zusammen mit dem RE 18 bildet er einen Regionalexpress-Stundentakt, der durch die ebenfalls neu eingeführte RB 25 Saalfeld – Jena – Halle ergänzt wird. Erstmals verkehrt auf der Saalbahn alle halbe Stunde ein Nahverkehrszug.
                                                          IC 2152 verlässt am 9.12.2018 den Bahnhof Jena-West in Richtung Düsseldorf. Foto: Jakob Fischer
                                                          Gezogen von 147 552 erreicht am Abend des 9. Dezember 2018 der erste, nahezu fabrikneue IC 2 als IC 2060 auf der Fahrt nach Karlsruhe den ICE-Halt Jena Paradies. Foto: Olaf Behr
                                                          Der erste Franken-Thüringen-Express (FTX) verlässt am 9.12.2018 den Bahnhof Jena Paradies in Richtung Leipzig. Foto: Olaf Behr
                                                          Der RE 18 Jena - Halle steht am 9.12 2018 abfahrbereit im Bahnhof Jena-Göschwitz. Foto: Olaf Behr
                                                          • 13. Juni 2019 Eine Expertise zu den Vor- und Nachteilen eines neuen Hauptbahnhofs in Jena wird vorgestellt. Der Gutachter rät dazu, anstelle eines neuen Zentralbahnhofs, der nur außerhalb des Zentrums errichtet werden könnte, das vorhandene Bahnhofssystem beizubehalten und insbesondere die Bahnhöfe Jena West und Jena-Göschwitz weiter auszubauen. Die DB sagt zu, ihre Fernzüge in Jena immer an zwei Bahnhöfen – Jena Paradies bzw. Jena-West zur Anbindung des Stadtzentrums, Jena-Göschwitz zum Umsteigen auf andere Züge – halten zu lassen.
                                                          • 9. März 2020 Ein neuer Nachtzug verbindet Jena umsteigefrei mit Rostock und Berlin sowie Nürnberg und Wien. Das täglich verkehrende Zugpaar IC 94/95 wird durch DB Fernverkehr mit von der österreichischen Westbahn übernommenen Stadler KISS-Doppelstocktriebzügen betrieben.
                                                          • 17. Juni 2021 Das Eisenbahnverkehrsunternehmen Flixtrain verbindet Jena mit einer Nachtlinie umsteigefrei mit München, Berlin und Hamburg. Die Züge der als FLX 35N bezeichneten neuen Linie verkehren an wöchentlich 4 Verkehrstagen.
                                                          • 11. Dezember 2021 Die Nachtlinie von Flixtrain wird wieder eingestellt. In einem Schreiben an den Jenaer Oberbürgermeister gibt der Betreiber Flixmobility erhebliche Schwierigkeiten mit der Trasse als Grund an, betont in einem Schreiben an den Jenaer Oberbürgermeister aber gleichzeitig: „Die Bedeutung Jenas als Großstadt in Mitteldeutschland ist ungebrochen, weshalb wir daran arbeiten, unsere Züge – gerne auch auf Tageslinien – wieder in die Region zu bringen.“
                                                          Am 22. Juli 2020 erreicht IC 95 nach Wien Hbf den ICE-Halt Jena Paradies wegen Bauarbeiten bereits um 1:11 Uhr. Foto: Olaf Behr
                                                          11 Tage nach der Inbetriebnahme der neuen Linie FLX 35N erreicht ein Flixtrain nach München am 28. Juni 2021 pünktlich um 00:56 Uhr den Bahnhof Jena Paradies. Foto: Olaf Behr
                                                          • 10.12.2023 Auf der Saalbahn wird das Angebot der IC-Linie 61 auf fünf Zugpaare ausgebaut. Die Züge verkehren täglich im Zwei-Stunden-Takt zwischen Leipzig, Jena und Karlsruhe. Die RE-Linien 18 und 42 (Franken-Thüringen-Express) werden eingestellt, der RE 15 nach Leipzig verlängert. Das letzte noch auf der Saalbahn verkehrende ICE-Zugpaar wird nach Jena-Göschwitz verlängert.
                                                          • 11.12.2023 Der erste ICE hält im Bahnhof Jena-Göschwitz. Jena hat damit zwei ICE-Bahnhöfe.
                                                          • 17.12.2023 Der Taktverkehr der IC-Linie 61 beginnt baubedingt eine Woche nach dem Fahrplanwechsel. Der erste Zug in Jena ist IC 2068, der von den Bürgermeistern der Städte Jena, Rudolstadt, Saalfeld und Ludwigsstadt, weiteren Amtsträgern, Politikern und Bürgern begrüßt wird.
                                                          Triebzug 1506 "Kassel" ist der erste ICE, der den Bahnhof Jena-Göschwitz am 11. Dezember 2023 zum Fahrgastwechsel anfährt. Am Morgen des 12. Dezember steht er abfahrbereit an Gleis 3. Foto: Olaf Behr
                                                          In Jena-Göschwitz kann nun sogar zwischen ICE und IC umgestiegen werden. ICE 1705 steht abfahrbereit am Gleis 3. Im Hintergrund verlässt IC 2156 aus Gera den Bahnhof auf Gleis 5 nach Köln. Foto: Olaf Behr
                                                          Die Bündnissprecher Dr. Klaus Bartholmé und Mihajlo Kolakovic (Bildmitte) begrüssen den ersten Zug des neuen IC-Taktverkehrs auf der Saalbahn. 17.12.2023

                                                          Text:
                                                          Werner Drescher, Olaf Behr

                                                          Quellen:
                                                          Werner Drescher – „Die Weimar-Geraer Bahn“ – Eisenbahn-Kurier Verlag Freiburg 2001
                                                          ISBN: 3-88255-451-7
                                                          Werner Drescher – „Die Saalbahn“ – Eisenbahn-Kurier Verlag Freiburg 2004
                                                          ISBN: 3-88255-586-6